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Im Primetime-Fernsehkrimi, gleich ob "Tatort" oder "Polizeiruf 110" wird zurzeit immer wieder hinrei...
Spreewald Krimi
Erstellt von: Netpress-Admin Ort: zdf Typ: TV Programm Start: 18. November, 2013 um 20:15 Uhr
Im Primetime-Fernsehkrimi, gleich ob "Tatort" oder "Polizeiruf 110" wird zurzeit immer wieder hinreichend viel Literatur zitiert. Man kommt dann an C.F. Meyers Gedicht "Die Füße im Feuer" oder an Shakespeares Versen ("Sommernachtstraum"), wie in Leander Haußmanns BR-"Polizeiruf"-Krimi "Kindergeburtstag", nicht mehr vorbei. Sieht ganz danach aus, als wolle der Hauptabenkrimi den Bildungsauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit übernehmen. Diesmal, im neuen, dem fünften "Spreewaldkrimi" des ZDF, "Feuerengel", kommt Goethe gut weg. Fast der gesamte Osterspaziergang aus dem "Faust" wird von einem der tüchtigen Spreewäldler beim traditionellen Osterfeuer zitiert.
Was sonst eher schmerzlich wäre, passt hier ganz gut. Der kalt anmutende Spreewald und die munter zusammengewürfelte Dorfgesellschaft mit dem Bier aus den Plastikbechern nimmt Goethe das faustische Pathos. Zudem beginnt es ja bald auch andernorts zu brennen - und das wie, Respekt an die Produktion! Das schöne Fachwerk-Hotel Wotschofska brennt lichterloh (Wotschofska ist sorbisch und bedeutet soviel wie "Insel").
Einen verkohlten Toten gibt es auch - es könnte der Brandstifter selbst gewesen sein. Handelt es sich um einen warmen Abriss, um einen schweren Versicherungsbetrug? Oder war es Eifersucht? Immerhin hatte der Hotelbesitzer mit der Frau eines Immobilienhais aus der Nähe ein Verhältnis.
Klar, dass der auf einem Spreewald-Nachen herbeigeeilte Kommissar Krüger stark ins Grübeln gerät. Keiner grübelt so gut wie Christian Redl, hochberühmter Film- und Theaterstar. Als Kommissar Krüger im Spreewald-Krimi sieht er mit leicht abstehenden Ohren aus wie einst Max Schreck zu besten "Nosferatu"-Stummfilmzeiten. Redl kann unvergleichlich leer und zugleich tiefsinnig in die Weite blicken. Das passt zu den trägen, dunkel den Himmel spiegelnden Spreewald-Flüssen unter ihm.
Was aber nicht jedermanns Sache ist: Dass nun immer wieder die Zeit vor und zurückgedreht wird, dass der Autor (aller Spreewald-Krimis) Thomas Kirchner ein arges Vexierspiel mit dem Zuschauer nach Maßgabe amerikanischer Serien-Vorbilder wie "The Mentalist" oder "Psych" betreibt. Der Kommissar schaut dann, in Gedanken versunken, zurück in die Vergangenheit, beherrscht aber zugleich weiter störrisch die Szenerie. Hinter dem smarten Puzzlespiel (Regie: Roland Suso Richter) wartet der Fall dann immer wieder mit neu eingeführten Fakten auf. Anja Kling spielt eine Frau zwischen zwei Männern, geplagt von Gier und Eifersucht. Mal gibt's sogar Liebe zu dritt. Am Ende sieht Kommissar Krüger einen der Täter hängen - und rudert weise zurück über seinen Spreewald-Styx. Zwei weitere Folgen sind bereits abgedreht.