Liebe ist abhängig vom richtigen Zeitpunkt. Und von den richtigen Worten. Dauerkommunikation per Smartphone macht die Sache nicht unbedingt leichter. EIN LESERARTIKEL VON ANDREA MATEJA
Meinen letzten Beziehungsversuch unternahm ich mit Max. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Naja, vielleicht eher Lust auf den ersten Blick. Als ich Max sah, wusste ich: Den will ich! Den genauen Tathergang kann ich nicht rekonstruieren, ich weiß nur so viel: Wir feierten den Geburtstag eines gemeinsamen Freundes und irgendwann waren Max, ich und der Alkohol allein. Der Alkohol machte den ersten Schritt, Max den zweiten und ich stolperte… in Max' Arme.
Die Nacht darauf ließen wir den Alkohol aus dem Spiel, aber Max und ich hatten trotzdem unseren Spaß. Mehr als Spaß war da zuerst auch nicht. Dank unserer Smartphones blieben wir jedoch pausenlos in Kontakt. Lieblingsfilme, Musik, Essen, Freunde. Das waren unsere Themen.
In dieser Zeit blendete ich meine persönlichen Probleme aus. Wer will sich schon mit dem Ernst des Lebens befassen, wenn er verliebt ist? Max jedoch wurde schnell in die Realität zurückgeholt. Seine Nachrichten wurden kürzer und kamen immer seltener. Irgendwann schrieb er: "Ich hab einiges um die Ohren und will nicht darüber reden. Ich melde mich."
Ich hätte mit Verständnis reagieren sollen. Doch in meinem Kopf waren nur Sirenen zu hören. Ich war Lichtjahre von der Realität entfernt und wollte nicht einsehen, dass er zwar der Mittelpunkt in meinem Universum war, ich aber nicht in seinem. Mein gekränktes Ego war ein Problem, das er sich nicht auch noch aufhalsen wollte. Kurz darauf beendete er die Sache: "Du bist ein wunderbarer Mensch und ich hoffe du findest jemanden, der dich mehr verdient hat als ich."
Ich befand mich also nicht nur am Rande seines Universums, nein, ich hatte mich selbst in ein schwarzes Loch katapultiert. Und verstanden habe ich das zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht. Bis ich in eine ähnliche Lage kam wie er.
Denn kurze Zeit später lernte ich Toni kennen. Erst lief alles gut. Wir verstanden uns, kommunizierten täglich, wurden immer wichtiger füreinander. Doch diesmal traf mich die Realität zuerst: private Probleme. Ich wollte nicht darüber reden und verbannte Toni an den äußeren Rand meines Universums. Er hatte kein Verständnis dafür.
"Wir kennen uns nicht mal richtig, und meine Probleme sind im Moment wesentlich wichtiger als dein Ego!" Solche Gedanken gingen mir durch den Kopf. Und plötzlich verstand ich Max voll und ganz. In Zukunft sollte ich also wissen, wie ich mich am besten verhalte. Trotzdem frage ich mich immer wieder: Liegt es nicht oft einfach am schlechten Timing, wenn Beziehungsversuche scheitern?
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