Erschreckend! Noch mehr Lebensmittelskandale

Erschreckend! Noch mehr Lebensmittelskandale

18.11.2013 14:27

– Wie giftig ist Gemüse von der Sondermülldeponie?
Wer zu jeder Jahreszeit jedes Obst und Gemüse erwartet und das auch noch zu erträglichen Preisen, muss mit intensiv gedüngter und gespritzter Ware rechnen. Aber Gemüse von einer Sondermülldeponie?


Am Feldweg nahe Orta di Atella nördlich von Neapel, mitten in den Gemüseäckern, türmt sich eine mehr als zehn Meter hohe illegale Müllhalde: Kühltruhen, Farbeimer, Lackdosen, Berge von Plastikcontainern mit Lösungsmitteln und Klebstoffen, zerschnittene Autoreifen, Batterien, verkohlte Dachpappe, Dämmmaterial.

Als „Dreieck des Todes“ wird die Region um Neapel wegen der illegalen Geschäfte der Mafia mit dem Giftmüll bezeichnet. Mensch und Umwelt leiden darunter. Und genau hier gedeiht Gemüse und vergiftet über die Nahrungskette ganz Europa.

Gemüse ist gesund! Was kommt heute auf den Teller? Kopfsalat, Rucola, Zucchini, Auberginen, Brokkoli? Ja, aber bitte nicht aus dem “Todesdreieck” Italiens.

Eine Leserin hat uns auf einen skandlösen Bericht aus der Frankfurter Rundschau aufmerksam gemacht. Der nächste Skandal – was können wir überhaupt noch essen?

Viele von uns kennen aus ihrer Kinderzeit, dass es im Winter nur Karotten, Rote Rüben, Kraut, Kohl und Kartoffeln gab. Heute finden wir diese nur noch selten frisch aus der Region auf den Ladentischen. Somit wird gerne auch auf Gemüse aus Italien zurück gegriffen. Ist doch aus der EU, und gelten da nicht die gleichen Richtlinien wie in ganz Europa?

Die Camorra hat aus der Umgebung von Neapel und Caserta eine große Sondermülldeponie gemacht. Mit verheerenden Folgen für die Gesundheit von Mensch und Tier. Ausgerechnet dort, wo seit Generationen Gemüse gedeiht, betreiben Mafia und Politik ein besonders schmutziges Geschäft. Unter den Feldern lagert Sondermüll – und vergiftet über die Nahrungskette ganz Europa.

Jahrzehntelang wurde der Giftmüll aus ganz Europa hierher gekarrt und billig entsorgt, das heißt: einfach unter der Erde verscharrt oder unter freiem Himmel liegen gelassen. Mit Hilfe von gezielt geschmierten Beamten und dank eines ausgeklügelten Systems können die Sondermülltransporter unbehelligt Italien passieren.

Bereits 2007 haben die Filmemacher Esmeralda Calabria, Andrea D’Ambrosio und Peppe Ruggiero den Müll, die Korruption, die politische Klasse, die Organisierte Kriminalität, die Angst der Bewohner, das Gift und den wirtschaftlichen Absturz einer ganzen Region zum roten Faden einer Reise durch den Alltag Campaniens gemacht. Die Dokumentation “Biùtiful cauntri” - Beautiful Country enthüllt das Problem, welches schon seit 15 Jahren existiert und sowohl Politik, Wirt­schaft, und die öffent­liche Gesund­heit sind davon betroffen. Aus dem Müll­skandal ist mitt­ler­weile eine regel­rechte Umwelt­ka­ta­strophe geworden. Selbst die EU rügte Italiens Regierung: 4.866 illegale Müll­halden wurden regis­triert, über die wahre Ziffer lassen sich nur Vermu­tungen anstellen. Am schlimmsten betroffen ist die Region Campania. Früher galt sie als der grüne Gürtel Italiens, aufgrund ihrer Arten­viel­falt und den Natur­re­ser­vaten, in denen die Wasser­büffel leben, die die Milch zum wichtigen Mozza­rella liefern. Die Anwohner lebten haupt­säch­lich von Land­wirt­schaft und Viehzucht. Heute ist die Region eine einzige große Müllhalde.



Radioaktive Abfälle aus Deutschland

Wie wir nun Dank der Frankfurter Rundschau erfahren, wurde bereits 1997 in einer Untersuchungskommission das Parlaments in Rom über die Vorgänge in Kampanien, informiert. Es wurden Namen beteiligter Transportfirmen genannt und auch, dass Laster aus Deutschland radioaktive Abfälle in Bleikisten gebracht hätten.

Bis zum Horizont, wo der Vesuv aufragt, öffnet die Ebene den Blick auf ein verstörendes Nebeneinander von Gemüse und Müll. Grüne Felder, auf denen Kopfsalat, Rucola, Zucchini, Auberginen, Brokkoli, Äpfel reifen – und dazwischen schmutzig-bunte Abfallhaufen.

Und auf unsere Nachfrage erfuhren wir, dass die Menschen dort zurecht demonstrieren. In immer neuen Protestzügen lehnen sie sich nördlich von Neapel auf gegen Hunderttausende Tonnen von wild deponiertem Giftmüll, der Land und Brunnen verseucht. Gegen die tagtäglichen, meist vorsätzlich gelegten Brände in legalen und illegalen Abfalldepots, die Luft und Lungen mit Dioxin verpesten.

Kampanien ist der drittgrößte Agrarregion Italiens und übrigens auch ein Weinanbaugebiet, das Weinanbaugebiet Kampanien unterteilt sich in die Provinzen Avellino, Benevento, Caserta, Neapel und Salerno. Giftmüll kennt keine Grenzen und wird – falsch deklariert – nach Italien importiert und dort vorzugsweise in der Region Kampanien in der Erde verscharrt. Wie sicher sind die Weine, die von dort aus der Region kommen?

Tomaten, Brokkoli, Fenchel, Kartoffeln, Salat, Pfirsiche – alles sei „superkontrolliert“. So versichert es Ministerpräsident Stefano Caldoro: „Wir haben die besten Erzeugnisse Italiens.” Bedeutet, man will es nicht wahr haben, also Hände weg von Kampanien!

Das Müllproblem greift mittlerweile auch die Gesundheit von Menschen und Tieren in der Region an. Auf den kontaminierten Weiden grasen Kuh-, Büffel- und Schafherden, die so den Giftstoff Dioxin aufnehmen. Im für die Region berühmten Büffelmozzarella wurden erhöhte Spuren von Dioxin nachgewiesen, ganze Büffelherden mussten notgeschlachtet werden. Auch auf die Menschen greift die Müllkrise über. Nicht umsonst firmiert die Region um Neapel unter Medizinern bereits als “Todesdreieck”.

Die Abfälle werden nicht entsorgt, sondern in den 1.200 illegalen Müllkippen Kampaniens vergraben oder am Straßenrand verbrannt. Jugendliche fahren Lastwägen mit Giftmüll-Fässern beladen in entlegene Steinbrüche. Sie atmen giftige Dämpfe ein, ab und an kann sich auch eines der Fässer öffnen. Berufsrisiko. Das Netz der Müll-Mafia reicht inzwischen auch in andere europäische Länder, sogar nach China werden illegal Abfälle exportiert. Genau auf dieses Problem machte die Dokumentation “Biùtiful cauntri” schon vor Jahren aufmerksam, doch geschehen ist bis dato nichts.

Gemüse ist gesund! Was kommt heute auf den Teller? Kopfsalat, Rucola, Zucchini, Auberginen, Brokkoli? Ja, aber bitte nicht aus dem ”Todesdreieck” Italiens.

Netzfrau Lisa Natterer
http://netzfrauen.org/2013/11/18/erschre...ermuelldeponie/

Einstellungen
  • Erstellt von Netpress-Admin In der Kategorie Allgemein am 18.11.2013 14:27:00 Uhr

    zuletzt bearbeitet: 18.11.2013 14:27
Artikel empfehlen
Andere Artikel dieser Kategorie, die für Sie interessant sein könnten: Neueste Artikel der Kategorie Allgemein

Melden Sie sich an, um die Kommentarfunktion zu nutzen


Xobor Xobor Blogs
Datenschutz